Page 7 - Stadtanzeiger 08.2015
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Netzschkauer Stadtanzeiger Nummer 8 7 Mittwoch, 26. August 2015 Aktuelle Informationen Welpen (Abb. 2). In den Sommer- und Herbstmonaten liegt der Schwerpunkt des Wolfsmonitorings auf der Suche nach Welpen- Wölfe in Sachsen – Juli 2015 hinweisen. In dieser Zeit wird versucht, auch in den übrigen Ter- Aktuell sind in Sachsen zehn Wolfsrudel und ein sesshafter Wolf ritorien Welpen über dokumentierte Spuren, Fotos oder Filmauf- bestätigt. Neun Wolfsterritorien liegen ganz im Freistaat Sachsen: nahmen zu bestätigen. Daubitz, Dauban, Königsbrück, Milkel, Niesky, Nochten, Seenland, Rosenthal und Laußnitzer Heide. Darüber hinaus sind zwei Wolfs- territorien grenzübergreifend: Das Spremberger Rudel, dessen Revier teilweise in Brandenburg liegt, und die sesshafte Wölfin im Hohwald, deren Revier sich zum Teil auf die Tschechische Republik erstreckt. Drei weitere Wolfsterritorien haben nur zu einem kleinen Teil ihr Gebiet auf sächsischer Seite. Um Doppelzählungen zu ver- meiden, werden diese in Sachsen nicht mitgezählt: Das polnische Ruszow-Rudel, das brandenburgische Zschornoer Wolfspaar und das zum Großteil in Sachsen-Anhalt liegenden Annaburger Heide Rudel (Abb. 1). Abb. 2: Die Aufnahme einer Fotofalle zeigt vier Welpen und einen Jährling des Nieskyer Rudels Mitte Juli 2015. Der Totfund eines 7 Wochen alten Welpen (Todesursache Magen- Darm-Erkrankung) im Bereich der Königshainer Berge (LK Görlitz) gibt bislang Rätsel auf. Das Gebiet der Königshainer Berge gehört zum Territorium des Nieskyer Rudels. Die diesjährigen Welpen der Nieskyer Wolfsfähe sind allerdings an einem anderen Ort im Territo- rium nachgewiesen worden, weshalb anzunehmen ist, dass dieser Welpe zu einer anderen Mutter gehört. Derzeit wird die genetische Zugehörigkeit des Welpen untersucht. Ein intensiveres Monitoring im Bereich der Königshainer Berge sowie der angrenzenden Ge- biete soll Informationen liefern, ob sich südlich der Autobahn 4 ein Abb. 1: Wolfsvorbreitung in Sachsen im Monitoringjahr 2014/2015 (Stand neues Rudel etabliert hat. 30.04.2015). Die Darstellung der Territorien ist nur schematisch. Tatsäch- Im vergangenen Jahr wurden im Daubaner Rudel insgesamt lich grenzen die einzelnen Territorien überall aneinander oder überlappen sich teilweise. Angrenzend an das sächsische Wolfsgebiet gibt es auch in 13 Welpen nachgewiesen (das Kontaktbüro berichtete). Dies war Brandenburg und Polen flächendeckend Wolfspräsenz. eine kleine Sensation, da in Sachsen bisher meist 4 bis 8 Welpen je Wurf nachgewiesen wurden. Das intensivierte genetische Mo- Im letzten Monitoringjahr 2014/2015 ist ein Rudel (Kollm) komplett nitoring in diesem Gebiet im letzten Monitoringjahr sollte die El- verschwunden. Das Gebiet wurde von den angrenzenden Wolfs- ternschaft der 13 Welpen klären. Vermutet wurde eine Doppelre- rudeln wieder in Anspruch genommen. Auch das ehemalige Hoh- produktion, das heißt, dass neben der Daubaner Fähe eventuell wald Rudel existiert als solches nicht mehr. Bei der im Hohwald noch eine weitere Wölfin Welpen bekommen hatte. Dies konnte nachgewiesenen Wölfin handelt es sich um eine Tochter dieses genetisch jedoch weder bestätigt noch sicher ausgeschlossen wer- ehemaligen Rudels. Ob die Wölfin sich dort alleine aufhält oder den. Insgesamt konnten sechs Welpen genetisch beprobt werden. mit Partner wird im Rahmen des Monitorings weiter untersucht. In Diese haben alle die Daubaner Fähe als Mutter. Allerdings kamen den vergangenen Monaten wurden auch außerhalb der etablier- sieben der 13 Welpen nicht in den gesammelten Genetikproben ten Rudelterritorien bestätigte Hinweise auf bzw. Nachweise von vor. Die Aussagekraft der Ergebnisse ist daher zu gering, um zu einzelnen Wölfen erbracht: In der Gohrisch Heide (Landkreis Mei- schlussfolgern, dass tatsächlich alle 13 Welpen von nur einer Mut- ßen) sowie im Raum Löbau und Bernstadt auf dem Eigen (beides ter stammen. Möglicherweise liefern die genetischen Analysen des Landkreis Görlitz). Anhand von zwei Losungsproben, die östlich laufenden Monitoringjahres noch weitere Aufschlüsse. von Löbau eingesammelt wurden, konnte genetisch nachgewie- sen werden, dass ein Welpe des Rosenthaler Rudels im Frühjahr Herdenschutz: 2015 in südlichen Landkreis Görlitz unterwegs war. Im Rahmen des Im Jahr 2015 (Stand: 27.07.2015) gingen bislang insgesamt Monitorings wird weiter geklärt, ob sich Wölfe in diesen Gebieten 31 Meldungen zu Nutztierschäden beim sächsischen Wolfsma- inzwischen dauerhaft aufhalten. nagement ein. Davon konnte in 21 Fällen der Wolf als Verursacher Ende Mai gab es bei Markkleeberg südlich von Leipzig (Land- festgestellt bzw. nicht ausgeschlossen werden. Dabei wurden kreis Leipziger Land) einen einzelnen Fotonachweis eines Wolfes. 52 Nutztiere getötet und 6 Tiere verletzt. In Sachsen haben Schaf- Bislang ist unklar, ob der Wolf sich aktuell noch in dem Bereich und Ziegenhalter sowie Betreiber von Wildgattern die Möglichkeit, aufhält oder bereits weitergewandert ist. Bisher konnte in sechs sich Herdenschutzmaßnahmen fördern zu lassen. Für Fragen zu sächsischen Rudeln Reproduktion nachgewiesen werden. Im Dau- Schutzmaßnahmen und zu Fördermöglichkeiten stehen die Un- baner Rudel zeigen Fotofallenaufnahmen die Wolfsfähe mit deut- teren Naturschutzbehörden der Landkreise bzw. die zuständige lichem Gesäuge. Im Daubitzer, Milkeler, Nieskyer, Nochtener und Außenstelle des Sächsischen Landesamts für Umwelt Landwirt- Spremberger Rudel gibt es bereits Film- und Fotoaufnahmen von schaft und Geologie (LfULG) zur Verfügung.
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