Page 9 - Stadtanzeiger 09.2015
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Netzschkauer Stadtanzeiger Nummer 9 9 Samstag, 19. September 2015 DJ Atze sorgte für das musikalische Programm und so wurde dann turmes endgültig fixiert. Zunächst sah man eine Eisenkonstruktion auch das Tanzbein geschwungen. Für das leibliche Wohl war auch vor. Aus Kostengründen wurden diese Projekte jedoch verworfen. gesorgt – es gab frisch gegrillte Roster und Steaks sowie leckere Vorausgegangen waren seit 1898 Verhandlungen und eine Verein- Cocktails. Das war für alle ein gelungener Abend. barung zwischen dem Vertreter des VVN Oskar Wittig und dem Be- sitzer der Bergkuppe Johann Wilhelm Victor Loebering, Ritterguts- besitzer aus Kleingera. Nach erneuter Ausschreibung und Vergabe an den Reichenbacher Architekten Feiler im Jahr 1899 glaubte man dem Hauptziel des VVN einen großen Schritt näher zu sein. Fast parallel dazu nutzte der Greizer Schriftsteller Dr. Gottfried Doehler die Euphorie um Fürst Bismarck und berief am 28. Juni 1899 eine Versammlung der umliegenden Städte und Gemeinden in den Reichenbacher Bahnhof ein. Dabei wandelten die 46 an- wesenden Personen das Netzschkauer Vorhaben in ein Gemein- schaftsprojekt der Städte und Gemeinden um. Die gegründeten Ortsausschüsse beteiligten sich mit viel Enga- gement an der Beschaffung der finanziellen Mittel und erreichten folgende Sammelergebnisse: Die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr Brockau bedan- Greiz 7550,00 M Herlasgrün und Umgebung 450,00 M ken sich bei allen Gästen, der Stadtverwaltung und dem Bauhof Reichenbach 4950,00 M Elsterberg 430,00 M Netzschkau. Netzschkau 4500,00 M Neumark 200,00 M Mylau 3600,00 M Lengenfeld 1200,00 M Der Ankauf der Bergkuppe sowie die Zufahrtswege wurden am Historisches 31. August 1899 zwischen Rittergutsbesitzer Loebering sowie Ro- bert Merkel und Dr. Neander zum Preis von 600 M pro Acker ver- traglich besiegelt. In diesen Kaufvertrag trat im September 1899 Kuhbergturm bei Netzschkau begeht die Stadt Netzschkau ein. 115-jähriges Jubiläum Die Gründung des Bismarckturmvereins erfolgte am 9. Juni 1900. In einer Beratung am 10. November 1899 in Greiz fiel die Projekt- Obwohl auf der höchsten Erhebung des nördlichen Vogtlandes vergabe an den Architekten Thurm aus Herzberg im Harz. stehend und ständig allen Wettern und Stürmen der Zeit ausge- Die Bauausführung oblag der Greizer Fa. Golle und Gruschwitz. setzt, sieht man einem der schönsten Türme der großen Bismarck- Das Baugeschehen leiteten die Architekten Riedel (Reichenbach), turmgemeinschaft, dem Bismarckturm bei Netzschkau, seine 115 Steiner (Greiz) und Weißbach (Mylau) gemeinsam. Jahre nicht an. Bekannt sind 234 ausgeführte Bismarck-Türme bzw. Die Grundsteinlegung für den Bismarckturm fand am 31. Juli 1900, -Säulen, von denen 165 zwei Weltkriege und eine Vielzahl politi- dem 2. Todestag Bismarcks statt. Im Grundstein wurde eine von scher Veränderungen überstanden. Dr. Döhler verfasste Urkunde eingemauert. Des Weiteren liegen Unterlagen von 173 nicht zur Ausführung ge- Das innere Mauerwerk besteht aus Ziegeln. Für das äußere Mauer- langter Bauten vor. werk verwendete man Münchberger Granit und für die Zwischen- Außerhalb Deutschlands entstanden Bismarcktürme in Frankreich, füllung Grauwacke, die vom Kuhberg stammt. Dänemark, Österreich, Tschechien sowie in den ehemaligen Kolo- Das Fundament musste 2,50 m ausgeschachtet werden, um auf nien Kamerun, Togo (Afrika) und in Ostgebieten. festen Untergrund zu stoßen. Nachdem sich bereits ein hölzernes Gerüst auf dem Kuhberg Der Turm misst an seinem Sockel 10 x 10 m und zeigt mit seinen befand, wurde aus der Bevölkerung des Umfeldes seit 1869 die Breitseiten in die vier Himmelrichtungen. Er ist 21 m hoch und Forderung nach einem Aussichtsturm auf dem 510 m hohen Kuh- besteht aus 600 m³ Mauerwerk. Die Feuerschale zum Abbrennen berggipfel immer lauter. der Höhenfeuer fertigte die Netzschkauer Fa. Franz Stark u. Söhne (NEMA). Während der Vorbereitung bzw. des Bauablaufes traten eine Rei- he von Hindernissen auf, denen sich sowohl der VVN als auch das Bismarckturmkomitee stellen mussten: Die Schlossherrin auf Netzschkau, Gräfin Elisabeth von Schön- burg-Glauchau, zog 1899 ihre Genehmigung zum Abbrennen von Feuern, auf Grund der Waldbrandgefahr, zurück. Am 25. Juli 1899 erhob das königliche-sächsische Zentralbauamt Dresden Einspruch wegen des vorhandenen Triangulierungspunk- Rest der Vermessungs- tes auf dem Kuhberg. Trotz der auf dem Berg erreichten Tiefe von Aussichtsgerüst säule 15 m stieß man nicht auf Wasser. Erst 1908 ergab der Kauf eines Dieser Aufgabe stellte sich der Verschönerungsverein Netzschkau Grundstückes am Fuße des Berges eine Lösung. Bis zu diesem seit 1881 mit zunehmender Kraft. Der Netzschkauer Fabrikbesitzer Zeitpunkt musste das benötigte Wasser vom Bergfuß zum Gipfel Wilhelm Uebel ließ 1882 einen hölzernen Aussichtspunkt errich- gebracht werden. ten, für den er später noch Orientierungstafeln spendete. Am Bau waren ständig 40 Arbeitskräfte beschäftigt. Das Bauge- Als schließlich 1897 das Aussichtsgerüst einem Brandanschlag zum schehen verlief zügig und bereits am 28. Oktober 1900 konnte Opfer fiel, war der Zeitpunkt für die Neuerrichtung eines Aussichts- der Vereinsvorsitzende Dr. Neander den Turm zur öffentlichen
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